Heute Abend ist es wieder soweit: Die Suzuki Series geht auf dem Manfeild Autocourse in die zweite Runde und Horst Saiger, Roman Stamm und Thomas Wendel ziehen wieder aus, um Kiwis das Fürchten zu lehren. Dass die Gäste aus Europa nicht nur zum Spaß um die halbe Welt geflogen sind, zeigten sie mehr als eindrucksvoll am vergangenen Wochenende bei der Eröffnungsveranstaltung in Hampton Downs. Auch in diesem Jahr war es wie schon 2014 Horst Saiger, der dem Superbike Rennen seinen Stempel aufdrückt. Saiger sicherte sich nicht nur die Poleposition, sondern fuhr auch in beiden Rennen souverän den Sieg ein. Und der Liechtensteiner hatte noch Verstärkung mitgebracht. Auch bei den Sechshundertern war es mit Roman Stamm ein Alpenländer, der bei seinem ersten Rennen in Neuseeland überhaupt auf die Pole fuhr und ebenfalls beide Läufe für sich entscheiden konnte.
Nicht ganz so optimal lief es für den Deutschen Thomas Wendel. Der Kelkheimer geht in diesem Jahr bereits zum dritten Mal bei der Suzuki Series an den Start und nachdem er bei seiner letzten Teilnahme im Jahr 2013 um den Titel mitkämpfen konnte, bremste ihn in diesem Jahr die Technik noch etwas ein. Mit einem achten und ein neunten Platz blieb Wendel bei den ersten beiden Läufen etwas hinter den eigenen Erwartungen zurück. Trotz des etwas enttäuschenden Ergebnisses stand er uns für ein nächtliches Interview zur Verfügung:
Asphalt-süchtig.de (AS): Nach deinem dritten Gesamtrang bei der Suzuki Series 2012 und einem Rennsieg 2013 bist du sicher mit den Plätzen 8 und 9 nicht hundertprozentig zufrieden.
Thomas Wendel (TW): Mit Platz 8 und 9 habe ich meine persönlichen Ziele weit verfehlt. Es macht mich etwas unglücklich, fast 2 Sekunden langsamer als vor 2 Jahren mit meiner eigenen R6 zu sein. Ich hoffe auf das nächste Wochenende und auf weitere Modifikationen an der R6.
(AS): Du gehst in diesem Jahr bereits zum dritten Mal bei der Suzuki Series an den Start. Wie kam es überhaupt dazu?
(TW): Indirekter Auslöser war das Fischereihafenrennen 2012 in Bremerhaven. Christopher Diefiori, ein ehemaliger Cup Fahrer, der nach Neuseeland ausgewandert war, hatte mich auf Facebook gefunden und fragte mich, wie es in Bremerhaven gelaufen sei. Nebenbei erwähnte er ein ähnliches Rennen in Neuseeland (Anm.d. Red.: Cemetry Circuit in Whanganui) im Rahmen der Suzuki Series. Und nachdem ich ein YouTube Video gesehen hatte, meinte ich zu ihm, dass ich dort auch mal gerne fahren würde! Chris antwortete, dass er mir sogar sein Bike leiht, wenn wir im Gegenzug zusammen in Deutschland ein Langstreckenrennen fahren. Kein Thema, komm rüber, sagte ich, und so nahm alles seinen Lauf.
Nach meinem Titel auf Yamaha im Seriensport stellte er dann den Kontakt zu Yamaha in Neuseeland her. Die boten mir ein Motorrad von einem Australier an, der diese Saison nicht an den Rennen teilnehmen wird.
(AS): Nun ist Rennsport kein günstiges Vergnügen, vor allem dann nicht, wenn man in Übersee und dann auch noch in Neuseeland Rennen fahren will. Gibt es Unterstützung für ausländische Fahrer?
(TW): 2012 wurde ich dritter in der Meisterschaft und bekam vom Veranstalter eine erneute Einladung für 2013. Die Einladung beinhaltet die Kosten für Hotel beziehungsweise Unterkunft sowie die Trainings- und Nenngelder.
(AS): Nachdem du 2013 dein eigenes Motorrad mitgebracht hattest, fährst du in diesem Jahr wieder auf einem Leihmotorrad. Wie läuft das denn mit Organisation?
(TW): Ich fahre dieses Jahr wie auch die Jahre zuvor die Klasse F2 (Anm. d. Red.: Supersport 600). Das Motorrad habe ich mir von Jamie Ward ausgeliehen. Ihn kenne ich seit 2012 und er ist ein echt netter Typ. Hier ist so einiges anders, aber die Leute sind so unglaublich hilfsbereit, dass man schon fast das Gefühl hat, es ist so gar nicht gemeint!
In Neuseeland ist vieles improvisiert und aus nichts wird einiges gezaubert. Hier etwas zu bekommen ist manchmal schon schwer, aber irgendwie funktioniert es immer! Unterstützung erhalte ich hier vor Ort von Pirelli Neuseeland, Yamaha Neuseeland sowie persönlich von Jamie Ward und Chris Eales. Aber auch von Deutschland aus werde ich von ein paar meiner nationalen Sponsoren unterstützt. Dazu gehören Kaben Transport GmbH, HSR Reifenwärmer, Alne Leder, MRA, Daytona , Held Bikerfashion und Gilles Tooling.
(AS): Da du nun hier ja schon zum dritten Mal an den Start gehst und der große Aufwand dich ja anscheinend davon nicht abhält, hierher zu kommen, muss die Suzuki Series ja einen ganz besonderen Reiz haben. Was macht Rennfahren in Neuseeland für dich aus?
(TW): Das Qualifying ist am Renntag und es geht nur 15 Minuten, daher ist der freie Trainingstag ein Tag vor dem Rennen umso wertvoller und wichtiger. Es muss in der kurzen Zeit ein Setup und die Streckenkenntnisse verbessert werden. Beide Rennen werden am Renntag gefahren. Die Spitze der Fahrer ist sehr gut, aber es gibt nur eine Handvoll, die wirklich um den Sieg fighten können. Beeindruckend finde ich auch das Live Timing und das Video Live Streaming. Da könnten sich einige Veranstalter in Deutschland eine Scheibe von abschneiden!
Und für mich als Europäer ist der Jetlag ein Faktor. Vor dem ersten Rennen war alles sehr stressig, weil unser Leihauto nicht da war, wir vom Flughafen abgeholt werden mussten und sowieso durch die Überbuchung des Fluges einen Tag später als geplant da waren! Der große Zeitunterschied ist nicht zu unterschätzen.
(AS): Danke für das Interview und viel Erfolg für die Rennen in Manfeild.
Falls es euch heute Abend für den Weihnachtsmarkt zum warm ist, bleibt doch einfach zu Hause und schaut Motorradrennen in Neuseeland! Um 21:30 geht es mit dem Supersport Qualifying los, das erste Rennen kommt um 23:15. Hier geht´s zum Live Stream:
http://www.ctaslive.co.nz/wsSuzukiSeries.aspx
Text: Michael Praschak Fotos: JDAS Photos / Doug Cornes Photography
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