Sprungbrett in die WM

Dass die IRRC großartigen Motorsport auf hohem Niveau liefert, hat sie in den vergangenen Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Volles Starterfeld, spannende Rennen und vor allem prall gefüllte Tribünen findet man sonst kaum im Hobby-Rennsport. Und die Klasse der Serie zeigt sich nicht nur darin, dass auch Größen aus der internationalen Road Racing Szene wie Michael Dunlop, Lee Johnston und Michael Rutter hier zu Gaststarts antreten, sondern auch dadurch, dass aus der Serie immer wieder Fahrer den Sprung zur TT oder aufs semi-professionelle Parkett wagen. Mit Didier Grams startet 2016 nun ein Fahrer in der Langstrecken-WM, der die IRRC Superbike in den vergangen Jahren so geprägt hat wie kaum ein anderer. Asphalt-süchtig.de bat den sympathischen Sachsen vor dem ersten Test in Valencia zum Interview.

Asphalt-Süchtig (AS): Didier, seit ein paar Wochen ist es nun offiziell: 2016 wirst du im Team GERT56 die Endurance World Championship bestreiten. Wie kam es denn zum Sprung in die Langstrecken-WM und zum Einstieg im German Endurance Racing Team GERT56?

Didier Grams (DG): Im letzten Jahr haben wir beim Rennen um die goldene Grubenlampe in Těrlicko mit Luděk Weag, dem Hauptsponsor von IRRC Superbike Fahrer Petr Bičiště, über diese Idee gesprochen. Der war vom Gedanken, in der WM zu starten, begeistert, da er schon länger beabsichtigte, mit Petr auch über das Road Racing hinaus Rennsport zu betreiben. In Frohburg haben wir uns dann mit Karsten Wolf von GERT56 zusammengesetzt und dabei sehr schnell gemerkt, dass die Konstellation gut passen könnte. Wir sind uns dann auch sehr schnell einig geworden und bis kurz nach Weihnachten stand dann auch der ganze Plan.

(AS): Gab es vorher schon Pläne, über die IRRC hinaus in einer größeren internationalen Serie anzutreten?

DG): Wir haben tatsächlich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken gespielt, auch in der Langstrecken WM aktiv zu werden und uns auch schon vor zwei Jahren mit Karsten Wolf über das Thema unterhalten. Da aber schon die Teilnahme an der IRRC einen hohen finanziellen Aufwand bedeutet, war das ohne großen Hauptsponsor aber leider nicht realisierbar. Luděk Weag schafft uns mit seinen Firmen WEPOL und SAFMETAL als Sponsoren in diesem Jahr aber die Möglichkeiten.

(AS): Welche Fahrer werden denn neben dir noch als Stammfahrer im Team GERT56 an den Start gehen?

(DG): Neben Petr Bičiště und mir werden Rico Löwe und Sascha Hommel mit im Team sein. Rico ist ja durch seine Einsätze im RS Speedbikes Team bei Langstreckenrennen schon bekannt und ist auch bereits bei Karsten Wolf gefahren. Als vierter Fahrer wurde Sascha Hommel ins Boot geholt und bringt als ehemaliger IDM-Fahrer auch sehr viel Erfahrung mit.

Starke Truppe: Mit Didier Grams, Petr Bičiště, Rico Löwe und Sascha Hommel (v.l.n.r.) zeichnet sich das GERT56 Team durch sehr erfahrene Racer aus

Starke Truppe: Mit Didier Grams, Petr Bičiště, Rico Löwe und Sascha Hommel (v.l.n.r.) zeichnet sich das GERT56 Team durch sehr erfahrene Racer aus (Foto: GERT56)

(AS): Wie groß ist denn das Team insgesamt?

Das komplette Team besteht aus 14 Personen. Neben Karsten (Wolf) als Manager und Frank Heidger als Riders Coach und Koordinator haben wir Holger Homfeldt als Teamchef sowie 7 weitere Personen, die sich ums Motorrad und das gesamte Drumherum kümmern.

(AS): Beim Motorrad setzt ihr auf die BMW S1000RR, auf die du ja schon seit 4 Jahren in der IRRC vertraust. Dennoch unterscheidet sich eine Langstreckenmaschine doch erheblich von einem Sprintmotorrad und es müssen sich 4 verschiedene Fahrer darauf zurechtfinden. Geht ihr vor dem Saisonstart zusammen testen?

(DG): Ich bin in der zweiten Märzwoche in Valencia und direkt im Anschluss dann mit dem Team GERT56 noch zum Testen in Portimão, damit wir uns auf die Langstrecken-BMW einstellen können.

(AS): Nach dem du im vergangenen Jahr auf Bridgestone gewechselt hast, verlief die Saison 2015 nach 2 Titeln in Folge nicht ganz so optimal und du musstest die IRRC Krone an den Belgier Sebastien LeGrelle abgeben. Wirst du neben der WM in diesem Jahr überhaupt die Zeit haben, in den Kampf um den Titel in der IRRC einzugreifen?

(DG): Auf alle Fälle. Wir wollen schon wieder ganz vorne mitfahren. Auch im Rahmen der IRRC hat es für uns Veränderungen gegeben und nachdem wir uns von Albrecht Wendritsch getrennt haben, treten wir nicht mehr als W&G (Anm.d.Red.: Wendritsch & Grams), sondern als G&G (Grams&Grams) Motorsport auf und wir werden die Saison 2016 ebenfalls mit Luděk Weag als Hauptsponsor bestreiten. Auch die Motorräder werden jetzt in Tschechien aufgebaut. Das übenimmt jetzt Jiří Látr, der 2015 auch für die Motorräder des IRRC Supersport Champion Marek Červený verantwortlich war. Hier erhoffen wir uns viele positive Impulse, da er mit seinem Sohn schon in der Moto2 EM aktiv war und auch viel Erfahrung im Bereich K-TECH Fahrwerksabstimmung und Datarecording mitbringt.

Fast zwei Drittel des Rennens sah es so aus, als können Didier Grams an seinen Sieg in Chimay anknüpfen, stürzte dann aber in Führung liegend übers Vorderrad

Will die „1“ zurück: Nachdem Didier Grams 2015 den IRRC Titel an Sebastien Le Grelle abgeben musste, will er 2016 auch in der IRRC wieder nach der Krone greifen

(AS): Der Wechsel zu Bridgestone war 2015 ja einer der Gründe, weshalb du nicht ganz so angreifen konntest, wie du es eigentlich wolltest. Wirst du dich hier dieses Jahr wieder verändern?

(DG): Nein, wir bleiben auch 2016 bei Bridgestone. Darüber hinaus soll die Betreuung auch allgemein besser werden. Bridgestone plant für dieses Jahr, sich generell mehr in der IRRC zu engagieren und wird auch bei allen Rennen mit einem Lkw für Reifenservice vor Ort sein.

(AS): Setzt ihr dann auch in der Langstrecken WM auf Bridgestone?

(DG): Nein, die WM und das GERT56 Team sind eine Sache für sich und hier wird Pirelli gefahren. Durch den Einsatz im WM-Team steht aber ein Wechsel beim Helmhersteller an. Nachdem ich in den vergangenen Jahr mit X-Lite einen tollen Sponsor hatte, dem ich ich für die Unterstützung auch sehr dankbar bin, werden wir durch den Einstieg ins WM-Team nun mit HJC fahren.

(AS): Die meisten Fahrer, die den Sprung aus der IRRC wagen, bleiben dem Real Road Racing in der Regel treu und du bist ja auch bereits beim Northwest 200 und in Macau gestartet. Ist hier für 2016 die Teilnahme an großen Events geplant?

(DG): Es steht tatsächlich noch so einiges an (lacht). Wir fahren neben der WM mit dem IRRC-Team WEPOL auf jeden Fall die tschechische Road Racing Meisterschaft, das Northwest 200 und die komplette IRRC Saison. Da das Northwest und das IRRC Rennen in Oss in derselben Woche stattfinden, wird das nicht ganz einfach. Geplant ist, mit einem Lkw nach Irland zu fahren und einen zweiten nach Oss zu schicken und am Samstag nach den Rennen in Irland direkt nach Amsterdam zu fliegen, um am Sonntag rechtzeitig beim IRRC Training zu sein.

(AS): WEC, IRRC, NW 200 und tschechiche Meisterschaft. Du hast eingangs erwähnt, dass schon für die IRRC ein sehr hoher Aufwand nötig, um ganz vorne mitzufahren. Wie und mit wessen Unterstützung stemmt ihr dann so eine Monster-Saison wie die, die für 2016 geplant ist?

(DG): Wie gesagt, unser neuer Partner Luděk Weag unterstützt uns hier in besonderem Maße. Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass das alles ohne meine anderen Sponsoren so nicht einmal im Ansatz möglich wäre und ich für die oft schon langjährige Unterstützung sehr, sehr dankbar bin. Einer meiner treuesten Wegbegleiter ist die aip – Aurich Innenprojekt GmbH hier aus Limbach-Oberfrohna. Dann sind da natürlich die Sparkasse Chemnitz und die Firma Reichert Werbung, die mich schon sehr lange unterstützen. Für den Einsatz in der Langstrecken-WM unterstützt uns dieses Jahr zusätzlich auch der ADAC Sachsen. Ich kann hier leider nicht alle aufzählen, aber, wie gesagt, ohne meine Sponsoren wäre ich nicht hier, wo ich jetzt bin.

Neues Team, neue Sponsoren: 2016 wird auch das IRRC Motorrad mit neuem Design an den Start rollen

Neues Team, neue Sponsoren: 2016 wird auch das IRRC Motorrad mit neuem Design an den Start rollen

(AS): Die Sponsoren sind das eine, dein eigener Job das andere. Wie hast du die vielen Fehlzeiten eigentlich deinem Arbeitgeber erklärt?

(DG): Der Sohn meines Chefs und Sponsors Mike Sydow fährt ja sehr erfolgreich Motocross und wird dieses Jahr auch in der Europa-Meisterschaft sowie Einsätze in der WM fahren. Daher weiß er natürlich sehr gut, worum es im Rennsport geht und hat da entsprechend das nötige Verständnis. Hier sind aber auch das neue WEPOL- IRRC-Team um Luděk Weag sehr hilfreich. Da wir nun Teil des Teams sind und uns nicht mehr selbst um Aufbau und Transport kümmern müssen, kann ich auch am Freitag vor den IRRC Läufen arbeiten und erst nachmittags zu den Rennen fahren. Wir müssen also nicht mehr noch unser Zelt aufbauen und das Motorrad vorbereiten, sondern ich kann spät anreisen und noch ein Bierchen trinken, komme aber trotzdem früh ins Bett und bin so fit für den nächsten Tag. Vor allem durch die WM-Läufe sind es dann aber doch 27 Tage, die ich insgesamt von der Arbeit freigestellt werden muss.

(AS): Fit ist ein wichtiges Stichwort. Neben dem Motorrad sind es natürlich die Fahrer, die vor allem bei den 24 Stunden von Le Mans besonders gefordert werden. Hat sich deine Saisonvorbereitung im Vergleich zu den Vorjahren verändert und bereitest du dich besonders vor?

(DG): Eine gute Grundfitness ist bei mir zum Glück vorhanden, woran ich aber noch arbeite, ist mein Kraft/Ausdauer-Training und die Verbesserung der allgemeinen Kondition.

(AS): Hast du hierfür ein besonderes Trainingsprogramm und gehst du ins Fitnessstudio?

(DG): Nein, ins Fitnessstudio gehe ich nicht. Fitnessstudio ist für mich jeden Tag acht Stunden Dachdecken (lacht). Es gibt viele anstrengende Arbeiten, aber gerade der Beruf als Dachdecker ist durch die schweren Lasten und die Witterungsbedingungen schon ziemlich hart. Das kann man durchaus als Training ansehen. Daneben bin ich im Fußballverein und stecke da gerade mitten im Training zur Saisonvorbereitung. Ich spiele zwar hier maximal als Auswechselspieler, da ich natürlich Verletzungen vermeiden will, aber das Training mache ich voll mit. Zusätzlich spiele ich Volleyball und fahre im Sommer Wasser-Ski und Wakeboard. Und das wichtigste ist natürlich, so viel wie möglich Motorrad zu fahren. Aber ich habe großen Respekt vor der Langstrecke und vor allem vor Le Mans. Ich glaube, das wird hart – richtig hart.

Wir danken dir für das Interview und wünschen dir viel Erfolg für die kommende Saison!

Flachdach statt Hantelbank: Über zu wenig körperliche Aktivität kann sich Didier Grams nicht beklagen

Flachdach statt Hantelbank: Über zu wenig körperliche Aktivität kann sich Didier Grams nicht beklagen (Foto: Kai Hänig)

Falls Ihr jetzt Lust auf Langstrecke bekommen habt: Los geht´s am bereits am zweiten Aprilwochenende mit dem prestigeträchtigesten Rennen im französichen Le Mans:

  • 08.04. – 10.04.16    Le Mans (FR) – 24 Stunden Rennen
  • 10.06. – 11.06.16    Portimão (PT) – 12 Stunden Rennen
  • 29.07. – 31.07.16    Suzuka (JP) – 8 Stunden Rennen
  • 26.08. – 27.08.16    Oschersleben (GER) – 8 Stunden Rennen

Wer sich das Spektakel einmal Live ansehen möchte, für den bietet sich das Rennen in Oscherleben an. Hier werden zwar „nur“ 8 Stunden gefahren, das Rennen, das im Rahmen der German Speedweek ausgetragen wird, wird in diesem Jahr aber nicht nur wieder bis in die Dunkelheit ausgetragen, sondern ist 2016 sogar das Saisonfinale der EWC.

 

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